Social Media 2025
Social Media Mastodon Meta GedankenSocial Media ist defekt und man kann es wohl auch nicht mehr retten. Im Endeffekt stecken wir gerade in einem Multidimensionalen Dilemma, wo es eigentlich nur die Wahl des kleineren Übels gibt - oder die Flucht.
Meta: Facebook, Instagram, Threads
Facebook war eigentlich mal ein ziemlich guter Ansatz. Der Chat basierte auf XMPP und man konnte jeden Jabber-Client verwenden. Integration von RSS in beide Richtungen war möglich und es wurde noch von realen Menschen genutzt. Mittlerweile besteht der Newsfeed jedoch kaum noch aus Beiträgen von Freunden, sondern ist eine Sammlung von emotionalisierendem und nostalgischen Inhalt, Featured Posts, Nonsens-Videos der Marke “5 Minute Crafts” und gelegentlich eigentlich relevanten Inhalten, die dank des Algorithmus jedoch so weit in der Vergangenheit liegen, dass sie keinen Mehrwert mehr bringen.
Auch hat Instagram eigentlich mal einen erfrischenden Ansatz gehabt. Man konnte seinen Freundeskreis einfach und schnell am Leben teilhaben lassen. Ein Foto machen und es teilen. Eine Simple und schöne Idee. Doch durch die Stories wurde dann alles schnelllebiger und vergänglicher. Hat man nicht permanent die App offen, verpasst man eigentlich alles aus dem Freundeskreis, weil kaum noch permanente Beiträge gepostet werden. Dazu dann Reels als Zeitfresser, häufig mit zweifelhaften bis gänzlich falschen Inhalten, die eigentlich nur Bandbreite und Akku leersaugen und keinen Gegenwert liefern.
Und von Threads möchte ich gar nicht erst anfangen. Nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk wurde lediglich der Markt weiter fragmentiert, weswegen man heute kaum noch seine Leute an einer Stelle antreffen kann, sondern fast schon gezwungen ist, an allen Fronten aktiv zu sein, um nichts mehr zu verpassen.
Allen Meta Social Media liegt hinzu die gleiche Mentalität zu Grunde: Unverständliche Moralvorstellungen, was erlaubt ist, und was nicht. Und durch die jüngsten politischen Entwicklungen in den USA halten Propaganda, Fehlinformationen und der braune Mopp nur noch mehr Einzug in die Netzwerke…
The App formerly known as Twitter
Twitter war eigentlich ein spannendes Phänomen. Davon abgesehen, dass ich das Gefühl habe, dass sich der Kurznachrichtendienst in Deutschland nie so sehr etablieren konnte, wurden hier wichtige Aussagen und Diskussionen geführt. Journalisten, Politiker, Marken, Medien, Otto-Normalverbraucher, alle waren sie hier vertreten und jeder konnte eine Stimme haben - denn die Meinungsfreiheit war hier größer geschrieben als bei Facebook. Selbst die eigentlich nicht erwünschte Pornografie wurde hier schlicht toleriert.
Dann kam Elon Musk, der Konzern wurde auf Links gekrempelt und von Rechts überschwemmt. Der Algorithmus manipuliert die Timeline, mehr und mehr rechte Trolle und Spam-Bots fluten die Diskussion und die Atmosphäre ist sehr hasserfüllt. Dafür sieht man immerhin noch Inhalte und wird nicht so Geflutet mit Werbung, wie es bei Meta-Diensten der Fall ist.
Prinzipiell würde ich X nach wie vor gerne als favorisierte Plattform nutzen, doch will ich nicht wirklich in einem US-Amerikanischen Dienst zuhause sein…
Bluesky
Nochmal Twitter, wie es vor Elon Musk war? Eigentlich eine tolle Idee. Allerdings entsprangen dem Zeitgeist direkt mehrere Soziale Netzwerke, die um die gleiche Zielgruppe buhlen: Twitter, Threads, Mastodon und eben Bluesky. Letztere ist sogar in meiner bisherig “Facebook Only” Bubble aufgegriffen worden - und mir war direkt klar, dass diese Leute Mikroblogging von Anfang an nicht Verstanden hatten und wohl auf Bluesky auch nur als Karteileichen enden werden.
Vielleicht wäre Bluesky wirklich eine angenehme Twitter/X Alternative. Doch auch hier greift das gleiche Argument dagegen: Wieder zu einem US-Amerikanischen Unternehmen?
US-Amerikanische Großkonzerne, Bots und das menschliche Ego
Im Endeffekt hat mir Jan Böhmermann vor wenigen Minuten aus der Seele gesprochen:
🌹💐🌸 Größte politisch-kulturelle Herausforderung des 21. Jahrhunderts für die Menschen in Europa: sich aus den würgenden Algorithmen US-amerikanischer Tech-Konzerne zu befreien! 🌷🌺🌻
Aktuell ist die politische Situation der USA für mich der Haupttreiber, meine Anwesenheit und Aktivität bei Facebook, Instagram, Threads, X/Twitter oder Bluesky massiv in Frage zu stellen.
Hinzu kommen aber noch Faktoren wie die Angriffsfläche, die eben die großen sozialen Netzwerke für automatisierten Content bilden. Seien es Spam-Bots, Trolle, politische Beeinflussung oder Influencer, die alles tun um Zielgruppe und Reichweite zu erhöhen.
Und gefühlt hat sich auch das Social Media Verhalten in meinem Freundeskreis gänzlich verändert. Früher hat meine Bubble aktiv geschrieben und geteilt, heute sind die meisten Accounts ziemlich still, entweder rein lesend in den Netzwerken unterwegs oder auch nur noch Karteileichen, die schlicht noch nicht aufgeräumt wurden. Ich muss ja gestehen: Ich teile auch nur noch sehr wenig auf den großen Sozialen Medien. Schlicht, weil es keinen Spaß mehr macht. Und vielleicht auch, weil mir meine Privatsphäre über die letzten Jahre immer wichtiger geworden ist.
Mastodon, das kleinere Übel
Zuvor schon erwähnt, hat Mastodon einen gewissen Schub bekommen, als Mikroblogging-Alternativen zu Twitter unter Elon Musik um die Abwanderschaft buhlten. Auch wenn das Netzwerk aus technischer Sicht einige Vorzüge bietet, sind eben so Konzepte wie Dezentralisierte Instanzen auch abschreckend für die meisten Leute. Die meisten wünschen sich eine schlichte Alternative zu Facebook oder Twitter, eine Seite, ein Login und los geht’s. Darum ist es gefühlt auch nicht so voll auf Mastodon wie auf anderen Netzwerken. Gefühlt sind nach der letzten großen Welle in 2023 die meisten Accounts dann spätestens um 2024 auch wieder still geworden.
Von meinen Freunden und Bekannten werde ich wohl niemanden auf Mastodon wiedertreffen. Und auch all die Medien, Bands, Labels oder Journalisten, denen ich gerne auf Twitter/X oder Facebook gefolgt bin, sind zu 99 Prozent nicht auf Mastodon. Es ist irgendwie ruhiger und man bekommt nicht mehr alles mit. Doch die Frage ist auch, ob man, dank der Algorithmen, auf den großen Netzwerken überhaupt alles mitbekommen würde. Oder ob es überhaupt so schlimm ist, wenn man was verpasst…
Dafür habe ich die Wahl, wo ich meine Beiträge absetze. Welche Instanz meine Werte vertritt. Ich glaube, das gibt mir am Ende doch das bessere Bauchgefühl als Twitter/X oder Bluesky.